Unsere Forderungen

Dyke March Aux unterstützt die Forderungen von von Dyke* March Germany.

Keine Gewalt gegen Lesben, Frauen und nicht-binären sowie inter Personen 

Gewalt gegen Lesben, Frauen, Nicht-Binäre und inter* Personen ist eine alarmierende Realität, die unsere Gesellschaft zutiefst erschüttert. Wir erleben physische Angriffe, sexuelle Übergriffe, psychische Misshandlungen und strukturelle Diskriminierung. 
Das alles ist Ausdruck tiefsitzender Vorurteile, Ungleichheiten und vorherrschender Machtstrukturen. 

Als Gesellschaft müssen wir entschieden gegen alle Formen der Gewalt vorgehen und eine Kultur der Gleichberechtigung, des Respekts und der Solidarität fördern. Es liegt sowohl in der Verantwortung der Politik, der Gesamtgesellschaft als auch jeder Einzelperson, sich aktiv dafür einzusetzen. 

Wir fordern deshalb:
Die Einführung und Finanzierung von strukturell organisierten Präventionsmaßnahmen bezüglich Gewalt sowie von Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit zu Lebensrealitäten und Herausforderungen von Lesben, Frauen, nicht-binären und inter Personen. Dialoge und Zusammenarbeit zwischen Behörden, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Bildungseinrichtungen zur gemeinsamen Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt. Die Gewährleistung eines niedrigschwelligen, barrierearmen Zugangs zu Betroffenenunterstützungsdiensten. Eine Stärkung der strafrechtlichen Verfolgung von Gewalttaten durch angemessene und die Realität anerkennende Gesetze. Die Sensibilisierung von Justiz- und Strafverfolgungsbehörden für die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse von Betroffenen geschlechtsbasierter Gewalt. 



Jen (sie/ihr), 
Sozialpädgog*in, L*Aux Teammitglied, Mitarbeiter*in einer Beratungsstelle für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt 

Reproduktionsmedizin und Reform zum Abstammungs- & Kindschaftsgesetz 

Familienleben ist vielfältig. Das geltende Abstammungsrecht ist darauf ungenügend eingestellt. Das Bundesministerium für Justiz hat endlich die Eckpunkte zur Reform des Abstammungsrechts veröffentlicht. Aktuell wird an einem Gesetzesentwurf noch gearbeitet, der zum Halbjahr 2024 erscheinen soll. Dann kommt es zu Beratungen innerhalb der Bundesregierung, bevor das parlamentarische Verfahren beginnt, in welchem der Deutsche Bundestag den Neuerungen zustimmen muss. Erst dann können die wesentlichen Änderungen sofort in Kraft treten. 

Aus Sicht von uns Dykes sind einige Änderungen im Abstammungsrecht relevant und schon lange überfällig: 

Wenn ein Kind in eine Partnerschaft zweier Frauen geboren wird, soll die Partnerin der Frau, die das Kind geboren hat, ohne Adoptionsverfahren Mutter des Kindes werden können. 
Vor Zeugung des Kindes soll in einer öffentlich zu beurkundenden Elternschaftsvereinbarung festgehalten werden, wer neben der Geburtsmutter, zweite Mutter des Kindes sein soll. Dadurch soll insbesondere bei privaten Samenspenden frühzeitig eine rechtssichere Eltern-Kind-Zuordnung ermöglicht werden. 
Kinder sollen es künftig durch verschiedene Maßnahmen leichter haben, ihr Grundrecht auf Kenntnis der eigenen Abstammung zu verwirklichen. 

Unverändert bleibt aber: 

Eine rechtliche Mehrelternschaft. Es können nur weitere Personen ein Umgangsrecht mit dem Kind oder einzelne sorgerechtliche Befugnisse erhalten. Dass die Frau, die das Kind austrägt und gebiert stets und unanfechtbar Mutter dieses Kindes ist. Dieser Fakt scheint u.a. relevant zu werden, wenn wir uns über die Legalisierung der Leihmutterschaft und Eizellspende Gedanken machen. Hierzu hat die Bundesregierung aktuell eine Sachverständigenkommission eingesetzt. Ausgang unklar. 

Wir Dykes fordern hier nachzubessern und weiter zu denken, um komplexe, gelebte Realitäten auch im Gesetz abzubilden. 

 

 

Dr. med. Asissa Kick (sie/ihr),
FÄ für Allgemeinmedizin 

Mehr Sichtbarkeit für 
lesbische People of Colour 
und für Lesben mit Migrationserfahrung 

Frauen mit Migrationserfahrung sind in der Gesellschaft aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Sexualität und ihrer Herkunft Mehrfachdiskriminierung ausgesetzt. Wir wollen Sichtbarkeit für lesbische PoC und Lesben mit Migrationshintergrund schaffen und bieten deshalb diesen Stimmen eine Bühne: 


„Ich fühle mich häufig als queere Person verstanden und auch als PoC finde ich Verbundenheit. Allerdings ist es schwer, Verbündete zu finden, die die Intersektionalität aus Queerness und PoC nachempfinden können. Ein entsprechender Raum fehlt für uns in Augsburg, sodass wir oft nicht gesehen werden.“

M., queere PoC


„Für mich als queere und asiatisch gelesene Frau überschneiden sich unterschiedliche Formen von Diskriminierung. Diese Zusammensetzung dieser Identitäten bedeutet, dass ich nicht NUR mit Queerfeindlichkeit und nicht NUR mit Rassismus und auch nicht NUR mit Antifeminismus konfrontiert werde. Vielmehr vergrößert sich die potentielle Angriffsfläche für psychische sowie physische Gewalt und ich werde aufgrund all dieser Identitäten diskriminiert. Wenn ich beispielsweise auf die Straße gehe und für meine Rechte als queere Person kämpfe, darf ich mir Dinge anhören wie: „Wieso willst Du noch mehr Rechte? Sei froh, dass Du in Deutschland lebst.“ Eine erhöhte Sichtbarkeit für dieses Thema zu erzielen ist allerdings enorm schwierig. In der queeren Community geht nämlich mein PoC-Dasein häufig unter. Das liegt daran dass ich entweder nicht als PoC wahrgenommen bzw. anerkannt werde oder weil sehr wenige PoCs an Angeboten der queeren Community teilnehmen. Dieser Umstand lässt sich zum einen durch eine verstärkte Sensibilisierung für queere PoCs erzielen, indem Raum innerhalb queerer Sphären für ihre Lebensrealitäten geschaffen wird. Zum anderen zieht es Menschen unter anderem zu Veranstaltungen, wenn ihre Interessen vertreten oder ihre Identitäten repräsentiert werden. So könnte ein breiteres Veranstaltungsspektrum, an dem PoCs mitwirken, für andere PoCs ein Indikator sein, dass jene Veranstaltung ein Safer Space ist.“

Nontira Kigle (sie/ihr)
queere Illustratorin und Mitorganisierende bei L*-AUX und Dyke March Aux

www.nontirakigle.de

Soziale Integration und Sicherheit von trans und inter Personen verbessern 

„Queeres Zentrum Augsburg jetzt! FLINTAS brauchen Räume! Und dauerhafte personelle Ausstattung! 

Wir fordern eine bessere Ausstattung der Augsburger Stadtbücherei mit queerer Belletristik und Fachliteratur. Junge wie ältere queere Personen brauchen aktuelle und breit aufgestellte Literatur, ob zur Selbstreflexion oder um sich über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu informieren. 

Viele trans, inter und nichtbinäre Personen haben Angst, stark gegenderte Sportangebote zu nutzen. Zum Beispiel sind viele von uns Jahre nicht mehr Schwimmen gegangen. Deshalb fordern wir regelmäßige Termine für TIN Schwimmen, zum Beispiel im Alten Stadtbad, das eine warme Atmosphäre bietet und von außen nicht einsehbar ist.“

Karin Meyer (sie/ihr) - stellv. Sprecherin der ver.di auf Bundesebene für trans und inter Arbeitnehmer*innen 

 

„Es ist geschafft. Nach langem Ringen, Bangen und Kämpfen wurde vor kurzem das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, das ab dem 1.11.24 das entwürdigende TSG ablösen und es Personen vereinfachen soll, ihren Vornamen und Personenstand zu ändern. Ohne Begutachtungen, Gerichtsverfahren und ärztliche Bescheinigungen – per Selbstauskunft auf dem Standesamt. 
So weit so gut. Doch damit ist es nicht getan, denn Papier ist geduldig und nur, weil es ein Gesetz gibt, bedeutet das nicht, dass Diskriminierung automatisch verschwindet. Ganz abgesehen davon, dass rechtlich noch immer Luft nach oben wäre (z.B.: Hausrecht, 
Verteidigungsfall, Staatsbürgerschaft und weitere – im Vorfeld breit diskutierte – Kritikpunkte der Expert_innen und zivilgesellschaftlichen Organisationen), hat sich im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens ein gesamtgesellschaftlicher und medialer Diskurs formiert, der geprägt ist von Desinformation, emotionaler Aufwiegelung und populistischer Stimmungsmache. 
Noch immer – oder gerade jetzt? – zählen trans, inter und nicht-binäre Menschen zu einer besonders vulnerablen Personengruppe. Auch innerhalb der queeren Community. Umso dringender möchte ich den Appell an uns alle formulieren, aktiv zu werden und das neue Gesetz im Alltag mit Leben… seine Leer- und Schwachstellen mit solidarischer Zugewandtheit zu füllen. Jetzt ist es an der Zeit, sich zu verbünden und die eigenen Privilegien dafür zu nutzen, unsere Gesellschaft – im Kleinen wie im Großen – Stück für Stück offener, lebenswerter und gerechter für ALLE zu machen. “



Sy Legath (er/they),
Coach, Trainer
www.mindbiz-coaching.de

Queere Lebensweisen 
in der außerschulischen Bildung 

Wir fordern, dass die Sichtbarkeit queerer Lebensrealitäten im außerschulischen Erziehungs- & Bildungsbereich ausgebaut wird, sodass Problemlagen von Queers und Dykes wie etwa das erhöhte Risiko psychischer Belastungen aufgefangen werden können. Wir fordern hierfür Sensibilisierung und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften, vor allem in den Bereichen Sexualpädagogik und Intersektionalität. Jugendliche Queers und Dykes brauchen queere Jugendzentren und institutionalisierte, finanzierte Jugendgruppen, damit auch sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ihrem Heranwachsen zu eigenständigen Individuen unterstützt werden können. 


 

Sophie Liepert (sie/ihr) und 
Caro Leder (sie/dey), 
beide Erziehungswissenschaft B.A. 
und Mitorganisierende von L*Aux 
und Dyke March Aux 

Dykes im Alter 

Ältere Lesben brauchen Möglichkeiten, sich zu treffen und auszutauschen.
 
Wir wünschen uns gendersensible Pflege in Alteneinrichtungen und Zuhause. Wir sind bereit unsere Erfahrungen (mit)zu teilen und möchten uns und unsere Geschichte(n) ernst genommen wissen. 

Wir haben viel geleistet und wünschen uns Anerkennung und Wertschätzung, auch in der Rente. 

 
Irene Löffler (sie/ihr),
Queer-feministische Aktivistin 

Reformierung des Gesundheits- und Pflegesystems im Hinblick auf Dyke Bedarfe 

 

Die Sensibilität für Dykes in der Pflege sollte bereits in der Ausbildung von Pflegefachpersonen beginnen. Wir fordern, dass die Lehrpläne für Auszubildende mit queeren Themen angereichert werden! Wir fordern Sensibilität im Pflegealltag: Dazu gehören Anamnesebögen, die nicht ausschließlich die binären Geschlechter abfragen und nicht selbstverständlich davon ausgehen, dass eine heterosexuelle Person behandelt wird. 

Wir fordern zudem, entsprechende Wohnformen für FLINTA im Alter einzurichten und medizinisches Personal einzusetzen, das Diskriminierungen wahrnimmt und jenen entgegenwirkt. 
Die Fort- und Weiterbildungslandschaft für Pflegekräfte muss sich weiterentwickeln und auf queere sowie FLINTA-spezifische Themen eingehen können. 
Das Berufsfeld der Pflege wird bis heute mehrheitlich von FLINTA-Personen getragen – die nicht wertschätzende Bezahlung, Überstunden sowie die physische und psychische Belastung resultieren in eine Schlechterstellung von FLINTA-Personen, die nur dem Patriarchat dient. 


 

 

Barbara Sommerrock (sie/ihr),
Krankenschwester und LGBTIQ-Vertretung 
vom Klinikum rechts der Isar 

Dykes in der Psychotherapie 


Verstetigung und Förderung psychosozialer Beratungs- und Therapieangebote, die für die Bedarfe von Dykes sensibilisiert sind: Für queere Frauen und alle trans, inter und nicht binäre Personen in der psychotherapeutischen Behandlung fordern wir einen diskriminierungsfreien und sicheren Raum sowie eine wertschätzende, respektvolle und tragfähige therapeutische Beziehung. 
Wir fordern eine queerfreundliche Sprache von aufrichtigen Therapeut*innen, die ihre Unsicherheiten transparent machen, sich fehlendes Wissen aneignen und sich bei Fehlern entschuldigen. Außerdem fordern wir Weiterbildungen zum Thema Intersektionalität, Diskriminierungserfahrungen und Lebensqualität queerer Frauen, trans, inter und nicht binärer Personen. Wir fordern das Prüfen eigener Privilegien innerhalb der heteronormativen Gesellschaft als nicht queere Person und den Kontaktaufbau zu queeren Anlaufstellen. 

Miranda Ala (sie/ihr),
Psychotherapeutische Heilpraktikerin
und Musiktherapeutin
https://miranda-ala.de/ 

Gendergerechte und diskriminierungssensible Sprache in Bayern schafft Sichtbarkeit 

In Bayern ist seit April 2024 die Verwendung des Gendersterns, Doppelpunkts, Mediopunkts oder GenderGaps in Schulen und Behörden in der gesamten schriftlichen Kommunikation verboten. München bildet eine rühmliche Ausnahme, weil die allgemeine Geschäftsanweisung der Landeshauptstadt ausdrücklich das Gendern fordert. 


Die Motivation hinter dem Verbot: „Sprache müsse klar und verständlich sein und gendergerechte Sprache würde exkludieren.“ So die CSU. 

Doch das Gegenteil ist der Fall. Das Verbot selbst exkludiert. Das Verbot ist ein klares Signal gegen die Sichtbarkeit aller Geschlechter. 

Wir fordern Sprache, die sichtbar macht und sich an alle Menschen wendet, damit sich niemand mitgemeint fühlen muss, wenn er es offensichtlich nicht ist.

Wir fordern Sprache, die die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegelt.

Und wenn die aktuellen Genderzeichen als nicht perfekte Lösung kritisiert werden, brauchen wir die Suche nach weiteren Lösungen und keine Verbote, die sämtliche Sprachsensibilität im Keim ersticken. 

Meike Harms (sie/ihr),
Bühnenpoetin, Dozentin, Referentin 

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in der Schule 

Schule sollte ein Orte sein, an dem sich alle Schüler*innen sicher und wertgeschätzt fühlen. Das ist jedoch oft nicht der Fall. Das zeigen die Ergebnisse der jüngsten "How are you?" Studie des BJR zur Lebenssituation junger queerer Erwachsener in Bayern. Die Mehrheit der Befragten gab an, dass Schule der Ort ist, der am meisten mit Diskriminierung assoziiert wird. Wir fordern daher zum einen eine institutionell verankerte Sensibilisierung der Schulkräfte zu LGBTQI+ Themen. Zum anderen fordern wir die Sichtbarmachung von queeren Lebensrealitäten in Lernmaterialien, Unterrichtsinhalten und im Schulalltag. LSBTQI+ sind Teil der gesellschaftlichen Vielfalt, sie sind gleichwertig und gleichberechtigt; das muss Schule als Lern- und Sozialraum endlich anerkennen. Gesellschaftliche Vielfalt ist Realität. Schule als Ort der Erziehung muss Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten. Das ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Bildungsauftrags als Lehrkräfte. Kinder und Jugendliche sollen ein positives und akzeptierendes Selbstbild entwickeln, sich gegen Diskriminierungen behaupten können und solidarisch mit anderen sein. Die Verankerung von LGBTQI+ Themen in bayerischen Lehrplänen würde der aktuellen gesellschaftlichen Lebensrealität und dem Erziehungsauftrag der Schule Rechnung tragen. 

Steffi (sie/ihr),
Bildungswesen